Schlechte Arbeitsbedingungen – FH
Welche Fachhochschule auch immer MitarbeiterInnenbefragungen durchführte, ließ die Ergebnisse schnell in einer Schublade verschwinden. Deckel drauf.
Deckel drauf, ist eine Politik an Fachhochschulen, die alles durchdringt. Es darf kein Lärm entstehen, kein Aufruhr. Die Zahlen müssen stimmen, die Evaluierungen müssen passen. Jeder Aufruhr „stört“ die Abläufe und die „Effizienz“ des Systems Fachhochschule.
Aufstiegschancen sind faktisch nicht vorhanden. Es lebe die flache Hierarchie. Dadurch werden Entwicklungsmöglichkeiten gering gehalten, keine vertikale Mobilität. Fachhochschulen sind Lehranstalten, für Forschungen fehlt das Geld. Unbefristet Angestellte AkademikerInnen sind Mangelware, sie stellen 14 % des Lehrpersonals.
Die übrigen, wenngleich überwiegende Mehrheit, werden mit befristeten, freien Dienstverträgen abgespeist, meist auf fünf Monate befristet. Deren Bezüge dürfen im Prinzip 10.000 € brutto im Jahr nicht mehr überschreiten.
Machen einzelne den Mund auf, werden sie angehalten still zu sein, schließlich muss man ihnen keinen Vertrag mehr ausstellen. Diese Unbeirrbaren sind dann schnell weg.
Nebenberuflich Lehrende erhalten für dieselbe Leistung 2014 durchschnittlich im Vergleich zum VPI 35 % weniger als im Jahr 2000. Lohndumping erster Güte. „Du musst den Vertrag ja nicht annehmen.“
Wer den Vertrag dennoch annehmen muss, oder es dennoch tut, wird danach trachten müssen, seinen Stundensatz anderweitig zu erhöhen. Hier kommt die Qualität ins Spiel. Wie Prüfungen kontrolliert werden, kann niemand kontrollieren. Wie gewissenhaft der Unterricht vorbereitet wird, kann niemand kontrollieren. Die Zeit, die LektorInnen in ihre Lehre investieren, ist der entscheidende Qualitätsfaktor. Dieser Faktor scheint in Qualitätsmanagementsystemen aber nicht auf.
14 % haben unbefristete Verträge, 86 % haben befristete Verträge: wie wirkt sich das auf das Betriebsklima aus? Wie wirkt sich das auf die Qualität aus? Man versucht, als logische Konsequenz, nicht anzustreifen, nicht aneinander, man versucht aneinander vorbeizugleiten. Für alle Beteiligten ist dies die „effizienteste“ Methode, um Zeit und Geld zu sparen. Was das für die akademische Auseinandersetzung bedeutet, wenn an einer Hochschule alle danach trachten (müssen), nicht in Auseinandersetzung zu geraten, mag jedEr für sich selbst beantworten. Wenn eine Kultur des „Aneinandervorbeigleitens“ etabliert ist, was bedeutet dies für das kann Kerngeschäft einer akademischen Ausbildung?