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Offene und demokratische Universitäten

Wir fordern offene und demokratische Universitäten.
Das beinhaltet vor allem:

  • Die Abschaffung der Studiengebühren für alle Studierenden, an Universitäten wie Fachhochschulen. Überschreitungen von Studienzeiten sind oft nicht freiwillig, sondern Umständen wie etwa Berufstätigkeit oder Kinderbetreuung geschuldet. Universitäten sollten offene Einrichtungen sein, weshalb nicht einzusehen ist, warum Studierende aus Drittstaaten finanziell mit Studiengebühren belastet werden. Vor allem potentiellen StudentInnen aus Ländern des Südens wird dadurch ein Studium in Österreich geradezu verunmöglicht.
  • Keine Zugangsbeschränkungen bzw. Studieneingangs- und Orientierungsphasen (STEOP) zum Studium. Zugangsbeschränkungen erschweren vor allem Angehörige sozial benachteiligter Gruppen und Frauen den Zugang zu universitärer Bildung.
  • die Verbesserung der Arbeits-, Lehr- und Lernbedingungen sowohl für die Angehörigen des allgemeinen als auch des wissenschaftlichen/künstlerischen Personals sowie für Studierende.
  • Deutliche Anhebung des Globalbudgets für die Universitäten, Gebäudesanierung, besserer Betreuungsschlüssel zwischen Studierenden und Lehrenden. Schnüren eines konkreten und verbindlichen Konjunkturpaketes für tertiäre Bildung und Forschung.
  • Strukturierte Karrieremöglichkeiten für das allgemeine Personal z.B. durch die Einsetzung von InstitutsmanagerInnen. Das Leiten von Instituten, Departements, Organisationseinheiten etc.kann nicht nur Aufgabe des wissenschaftlichen Personals sein.
  • Nachvollziehbare und transparente Dokumentation über den Mitteleinsatz an den Universitätenum einen entsprechend objektiven Überblick über die finanzielle Situation,Finanzierungsengpässe und zweckmäßige bzw. am Bedarf orientierte Mittelverwendung zuerlangen.
  • Eine grundlegende Reform des Universitätsgesetzes: d. h. Wiederherstellen der universitären Selbstverwaltung, Entmachtung der Uni-Räte, breitere Verankerung betriebsrätlicher Mitbestimmungsrechte für das allgemeine sowie wissenschaftliche/künstlerische Personal in den universitären Gremien (z.B. in Berufungskommissionen; Aufhebung der ProfessorInnenmehrheit sowie Sitz und Stimmrecht für die BetriebsrätInnen). Darüber hinaus stehen wir für eine Stärkung des Uni-Senats: keine Vormachtstellung der ProfessorInnenkurie, stärkere Vertretung des allgemeinen Universitätspersonals mit jedenfalls mehr als einem/r VertreterIn.
  • Für Führungskräfte: verpflichtende Aus- und Weiterbildung zur Aneignung und Stärkung sozialer Kompetenz und von Führungsqualitäten.
  • Die Förderung des Zugangs von bildungsfernen, finanziell schlechter gestellten Schichten an Universitäten und Fachhochschulen: Ermöglichung der Absolvierung fachspezifischer universitärer Kurssysteme für ArbeitnehmerInnen mit Lehrabschluss bis hin zur Öffnung des Studiums für ArbeitnehmerInnen mit Lehrabschluss. Das Ablegen der Studienberechtigungsprüfung bzw. der Berufsreifeprüfung, welche in der Frage des Hochschulzugangs mit einer Matura gleichzusetzen ist, soll verstärkt beworben und gefördert werden.
  • Gleichzeitig muss berufsbegleitendes Studieren erleichtert werden, etwa über ein besseres Angebot an Blockseminaren, Abendveranstaltungen, Lehrveranstaltungen an Wochenenden und speziellen Prüfungsterminen für Berufstätige, die außerhalb der klassischen Kernarbeitszeiten liegen.
  • Die Ermöglichung einer durchgängigen universitären Laufbahn für wissenschaftliches Personal (z.B. Abschaffung der Kettenvertragsregelung, Vermeidung prekärer Beschäftigungsverhältnisse).



Konsequente Frauenförderung an Universitäten

Wir fordern eine konsequente Frauenförderung an den Universitäten durch:

  • eine deutliche Erhöhung der Frauenquoten (Professorinnen, Führungskräfte, Frauen auf Qualifikationsstellen, etc.)
  • die Einführung eines finanziellen Anreizsystems zur Gleichstellungs- und Frauenförderung
  • geschlechtergerechte Personalentwicklungsmaßnahmen und Nachwuchsförderung (z. B. institutionelle Betreuung von Doktorandinnen, Mentoringprogramme für Nachwuchswissenschafterinnen, Karrierebegleitung und -beratung von Frauen, etc.)
  • die Herausbildung eines Genderforschungsprofils: Genderprofessuren, Lehrangebote, interdisziplinäre Genderforschungsschwerpunkte, Förderung von Abschlussarbeiten mit genderspezifischen Themen
  • Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit einer wissenschaftlichen Karriere, eines Arbeitsplatzes an der Universität, aber auch eines Studiums mit Familie bzw. Kindern (z. B. durch spezielle, an die jeweiligen Bedürfnisse der Beschäftigten, Lehrenden, Forschenden und Studierenden angepasste Kinderbetreuungsangebote)
  • die Durchforstung der Studien nach geschlechterspezifischen Barrieren bzw. Diskriminierungen und entsprechende Umgestaltung der Curricula.
  • um mehr Chancengerechtigkeit zwischen Männern und Frauen im Bereich der Forschung und Lehre an den Universitäten herzustellen, dürfen sich Karrierechancen im wissenschaftlichen Bereich nicht an klassischerweise männlichen Erwerbsverläufen orientieren (z.B. Berücksichtigung von geschlechtertypischen Karriereunterbrechungen, wie z. B. Kinderkarenzzeiten)



Unsere Forderungen für die Fachhochschulen

Im Bereich der Fachhochschulen geht es uns vor allem um:

  • Die arbeitsrechtlich abgesicherte Beschäftigung aller Lehrenden an den Fachhochschulen, nicht nur um die betriebliche Mitbestimmung an Fachhochschulen für alle Beschäftigten sicherzustellen, sondern auch um die Vertretungsorgane den tatsächlichen Bedingungen an den Fachhochschulen anzupassen.
  • Die fixe Einbeziehung nebenberuflich Lehrender an Fachhochschulen in das Kollegium (deszentrale Steuerungsinstrument jeder Fachhochschule). Universitäten speisen ihr Know-how ausder Forschung, Fachhochschulen generieren ihr Know-how über die PraktikerInnen, die 86 %des lehrenden Personals darstellen. Ein Mitspracherecht dieser 86 % ist daher dringend geboten und entsprechend sicherzustellen. Hauptberuflich und nebenberuflich Lehrende sollenzumindest mit je drei Sitzen im Kollegium verankert sein.
  • Die Vertretung der Studierenden soll im Kollegium weiter gestärkt werden.
  • Die Überarbeitung des Fachhochschulstudiengesetzes hinsichtlich eines einheitlichen Gesetzes für den gesamten Sektor. Beginn eines Prozesses, der Kollektivvertragsverhandlungen zum Ziel hat. Die bisher gehandhabte Autonomie der Fachhochschulen gibt ausschließlich den ArbeitgeberInnen Rechte in die Hand.
  • Die Einbeziehung der nebenberuflich Lehrenden in der Qualitätssicherungsagentur des Ministeriums (AQA). Studierende haben ein Anhörungsrecht in der AQA; dieses muss hauptberuflich Lehrenden und nebenberuflich Lehrenden in gleichem Maße (und gesondert) zugestanden werden.
  • Konsequente Überprüfung jener Bildungseinrichtungen durch die Rechnungshöfe, die von öffentlichen Geldern in hohem Maße abhängig sind. Dies betrifft vor allem Fachhochschulen. Die Verwendung der Budgetmittel muss offen gelegt werden und öffentliche zugänglich sein.
  • Verpflichtung der ErhalterInnen von Fachhochschulen zumindest 30 % des Gesamtbudgets einer Fachhochschule bereitzustellen.

 




Chancen gerecht verteilen – für Bildung ohne soziale Barrieren!

Bildungschancen sind in Österreich ungleich verteilt. Wie Reichtum und Armut ist auch der Zugang zu Bildung in gewissem Maße erblich. Der Zugang zu Bildung hängt in hohem Maße vom Bildungs- und Einkommensniveau der Eltern ab. Das österreichische Bildungssystem erweist sich also als wenig durchlässig, es ist sozial selektiv und verstärkt die ungleichen Bildungs- und Lebenschancen in unserer Gesellschaft.

Angesichts der Tatsache, dass auch in einem reichen Land wie Österreich über 20 % der Bevölkerung nicht sinnerfassend lesen und schreiben können, ist eine Reform des österreichischen Bildungssystems dringend notwendig. Gute Bildung und Ausbildung erhöhen die Chancen am Arbeitsmarkt, wirken der auch in Österreich wachsenden Armut entgegen, bedeuten in der Regel höhere Einkommen und bessere Aufstiegsmöglichkeiten im Beruf. Nur ein öffentlich organisiertes und finanziertes, allen frei zugängliches Bildungssystem, das Lust am Lernen sowie Fähigkeiten und Neugierde fördert und fordert, das für alle Beteiligten motivierende und produktive Lehr- und Lernbedingungen schafft, kann das sicherstellen. Öffentliche Bildungseinrichtungen, die sozial integrieren statt ausschließen, die nicht bereits im frühen Kindesalter selektieren, sondern allen annähernd gleich Bildungschancen und den Zugang zu qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten ermöglichen, sind daher ein Gebot der Stunde.

Bildung ist allerdings mehr als die bloße Vorbereitung auf die Herausforderungen des Arbeitsmarkts. Bildung hat eine wichtige emanzipatorische und demokratische Funktion. Eine lebendige Demokratie braucht umfassend gebildete Menschen, die eigenständig denken und kritisch reflektieren gelernt haben, die Bestehendes in Frage stellen, soziale Kompetenz besitzen, die neugierig sind und Zusammenhänge herstellen können, die bereit sind, sich gesellschaftlich und politisch zu engagieren.

Bildung beginnt für uns bereits im Kleinkindalter. In Kinderkrippen und -gärten sollen auf spielerische Art und Weise Neugierde und Lust auf Neues gefördert, soziale und individuelle Fähigkeiten weiter entwickelt und Benachteiligungen ausgeglichen werden.

Wir wollen daher eine breite Bildungsoffensive, die beim flächendeckenden Ausbau ganztägiger, hochwertiger Kinderbetreuungseinrichtungen ab dem ersten Lebensjahr beginnt, die Einführung einer Gesamtschule aller 6- bis 15-Jährigen beinhaltet, die für alle SchülerInnen zum Pflichtschulabschluss führt und auf die weitere Bildungslaufbahn bzw. Bildungswegentscheidung – Lehre, BMHS oder AHS – optimal vorbereitet. Wir wollen eine Weiterentwicklung der nichtakademischen Berufsausbildung und den offenen Zugang zu höherer, universitärer Bildung für alle Bevölkerungsschichten. Lebens- und berufsbegleitendes Lernen müssen erleichtert, möglich und leistbar werden. Wir wollen ein Bildungssystem, das Chancengerechtigkeit unabhängig von der sozialen Herkunft sicherstellt. Kein Kind soll verloren gehen. Kein Kind darf beschämt und zurückgelassen werden.