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Die Studierenden müssen die Unfähigkeiten der Politik ausbaden

Hier ein aufschlussreiches Interview mit Uni-Prof. Hopmann – ein angesehener Professor für internationale Didaktik. Ihm ist das neue Format peinlich!

„Alles hineinfressen und im richtigen Moment rauskotzen“

derstandard.at | Interview | Rosa Winkler-Hermaden, 04. Jänner 2012 15:38

Uni-Professor Hopmann kritisiert die neue Studieneingangsphase scharf – Er vergleicht Massen-Prüfungen mit Bulimie

Im März wurde die neue Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) im Parlament beschlossen. Seit dem Wintersemester wird sie an jenen elf Unis, die keine generellen Zugangsbeschränkungen haben, umgesetzt. Nur wer alle Prüfungen im ersten Semester besteht, darf weiter studieren.

Das Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien ist von der neuen Regelung betroffen. Stefan Thomas Hopmann, Professor für Schul- und Bildungsforschung, kritisiert die STEOP scharf: „Die Studenten müssen die Unfähigkeiten der Politik ausbaden.“ Weshalb sich sein Institut gegen die „versteckte Rausprüferei“ wehrt und warum die jetzige Regelung sozial ungerechter als jede Form von Studiengebühren ist, sagt er im Interview mit derStandard.at.

derStandard.at: Wie bewerten Sie die Eingangsprüfungen für die Erstsemestrigen?

Hopmann: Eine Studieneingangsphase ist an und für sich sicher sinnvoll. Die neue Regelung ist didaktisch aber ziemlich unsinnig. Es finden Monstervorlesungen mit 600 Leuten statt.

derStandard.at: Wieviele dieser 600 Studienanfänger werden die Prüfung bestehen?

Hopmann: Wir haben noch keine Erfahrungswerte. Bisher waren die Einführungsvorlesungen prüfungsimmanent. Das heißt, es gab mehrere kleine Tests. Da haben wir kaum Leute rausprüfen müssen, weil die meisten im Laufe des Semesters für sich entschieden haben, ob sie das Studium weiterführen wollen oder nicht. Am Schluss sind vielleicht zehn Prozent durchgefallen. Wie das jetzt ausgehen wird, kann keiner von uns vorhersagen. 

derStandard.at: Welchen Umfang an Prüfungsstoff müssen die Studierenden lernen?

Hopmann: Das, was in der Vorlesung durchgenommen wird. Das Paradoxe ist, dass die Vorlesung gar nicht mehr zählt, sondern nur noch die Prüfung. Man müsste die Vorlesung gar nicht besuchen, was viele leider auch machen. Das bereitet mir Kummer.

Denn wenn man das alles auf eigene Faust lernt, ist das Risiko relativ hoch, dass man das in den falschen Hals bekommt. Das ist der Unterschied zu vorher: bei den prüfungsimmanenten Vorlesungen waren alle da. 

Didaktisch ist die neue Regelung ein Schmarren. Wir haben uns auch dagegen gewehrt, wir wollten gerne bei unserer alten Regelung bleiben, aber die Juristen haben erklärt, dass uns die Novelle das nicht erlaubt.

derStandard.at: Manche Unis erlauben zumindest drei Prüfungsantritte, die Uni Wien aber nur zwei.

Hopmann: Das macht das Kraut nicht fett. Das zentrale Problem ist eigentlich, dass eine Studieneingangsphase vor allem auf Lasten von denjenigen geht, die akademisch nicht so stark sind oder kein Umfeld haben, das mit Universitäten umgehen kann. Die gegenwärtige Regelung ist mit Sicherheit sozial ungerechter als jede Form von Studiengebühren. So wie wir das jetzt organisieren, ist das die sozial selektivste Variante.

Wenn wir kleinere Einführungsveranstaltung machen würden – mit 25 Studierenden – dann würde das Institut knapp zehn Stellen ausschließlich fürs erste Semester brauchen. Das geht natürlich nicht. Da haben wir nicht andeutungsweise das Personal dafür.

derStandard.at: Wie soll man den Zugang regeln?

Hopmann: Das ist eine politische Entscheidung: entweder man sagt, „lasset die Kindlein zu mir kommen“. Dann müssen wir aber auch das Personal haben, um die Leute betreuen zu können. Oder man sagt, „Nein, das Personal gibt es nicht“. Dann müssen aber auch klare Grenzen gesetzt werden, die sich danach richten, welche Studierendenzahlen die einzelnen Studienrichtungen verdauen können.

Das schlechte Betreuungsverhältnis ist ja nicht nur in der Studieneingangsphase ein Problem. Es setzt sich bei Seminaren und Qualifikationsarbeiten fort. Wir müssen im Durchschnitt fünf bis sechsmal so viele Qualifikationsarbeiten betreuen, wie das in Norwegen überhaupt erlaubt ist – schlicht und einfach wegen der Studentenmassen.

Ich muss meine Diplomanden und meine Bachelorkandidaten jedes Mal fragen: „Worüber schreiben Sie denn?“ Ich kann mir das bei der Anzahl nicht mehr merken.

derStandard.at: Die Politik war also zu feige, um sich für eine klare Regelung zu entscheiden?

Hopmann: Bei der STEOP ist de facto die Erwartung damit verbunden, dass wir – die Institute – die Zahl der Studierenden auf ein Level reduzieren, das wir bearbeiten können. Damit deponiert man den schwarzen Peter bei uns, indem man sagt, ihr müsst euch selber Luft verschaffen.

Wir weigern uns, die Studieneingangsphase als versteckte Rausprüferei zu betreiben. Wir bezahlen aber auch den Preis dafür, indem wir arbeitszeitmäßig total überlastet sind. Wir haben in der Zwischenzeit auch schon Schwierigkeiten, qualifizierte Bewerber zu finden. Wenn wir erzählen, welche durchschnittliche Wochenarbeitszeit wir haben, wie hoch die Teilnahmezahlen in den Lehrveranstaltungen sind, dann bedanken sich die Bewerber freundlich und suchen sich eine andere Uni.

derStandard.at: Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche?

Hopmann: 60 bis 70. Das ist bei uns am Institut normal. Im Verhältnis zu Kollegen bin ich nicht besonders belastet.

derStandard.at: Aus pädagogischer Sicht betrachtet – wie sinnvoll sind Massenprüfungen wie jene in der STEOP?

Hopmann: Die Menge des Stoffes macht es nicht aus. Die reine Lesestoffmenge ist geringer als im internationalen Vergleich. Da liegen wir an der unteren Kante dessen, was international üblich ist. Der Unterschied ist aber, dass wir weder die Tutoren, noch das Personal haben, um den Leuten mit dem Stoffumfang zu helfen. Jetzt könnte man natürlich hergehen und den Stoff zusammenkürzen auf das, was jeder auf eigene Faust lernen kann. Aber was hat das dann noch mit universitärem Studium und Einführung in das Fach zu tun? Die Studierenden sollen repräsentativ ein Bild bekommen von dem Fach, was sie da erwartet. Ich selber gebe den Studierenden deshalb eine Mischung aus klassischen bis zu modernen Forschungstexten zu lesen, um die Breite der verschiedenen Anforderungen, die in dem Fach auf einen zukommen, darzustellen. Aber man fragt in so einer Modulprüfung dann nicht nach Details, das wäre unfair. Ich frage nicht nach dem Geburtsjahr eines Philosophen, sondern es geht darum, Zusammenhänge abzufragen.

derStandard.at: Andere Studienrichtungen verteilen Skripten, anstatt Primärquellen abzuprüfen.

Hopmann: Eine Skripten-Lösung finde ich irreführend. Ich will nicht, dass die Leute einfach Wiedergekäutes kennenlernen, sondern dass sie durchaus Originaltexte kennenlernen, damit sie ungefähr eine Ahnung haben, was in diesem Fach diskutiert und behandelt wird. Deswegen haben wir uns dagegen entschieden. 

Wir sind bei unserem bestehenden Textkorpus geblieben. Da war aber noch die Hoffnung damit verbunden, dass wesentlich mehr Studierende an der Vorlesung teilnehmen würden.

derStandard.at: In Ihrer Vorlesung haben Sie die STEOP mit Bulimie verglichen. Wie haben Sie das gemeint?

Hopmann: Das hat mir wütende Mails von ein paar Mädchen eingetragen. Ich habe mich auch in der Vorlesung entschuldigt. Bulimie deshalb – alles hineinfressen und im richtigen Moment rauskotzen. Das ist eine unmögliche Studienform. Wir würden sehr gerne parallel zu unseren Vorlesungen, die ja nicht schlecht sind, Begleitseminare machen: Wo man den Text mit ein paar anderen Leuten diskutieren kann. Aber wir können hier nicht unsere ganze Personalressource reinstecken. Das würde jede Dimension sprengen.

Unsere Wissenschaft wird durch die STEOP kaputt gemacht machen. Für mich als Professor, der für internationale Didaktik angesehen ist, ist das neue Format fast peinlich, aber ich darf nichts Anderes. Das ist uns schlicht und einfach verboten worden.

derStandard.at: Kritisiert wird auch, dass man bei zwei negativen Prüfungsergebnissen lebenslänglich gesperrt wird. Was sagen Sie dazu?

Hopmann: Das ganze Verfahren ist Unsinn. Es ist Politikersatz dafür, dass man nicht bereit ist, sich wirklich zu entscheiden. Die Studenten müssen die Unfähigkeiten der Politik ausbaden. Deswegen empört mich auch immer, wenn die Politiker mit dem freien, sozialen Hochschulzugang argumentieren. Das ist einfach gelogen.

derStandard.at: Was bedeutet die STEOP für den Erstsemestrigen?

Hopmann: Es kann gute Leute treffen, die gar nicht die Zeit hatten, überhaupt erst einmal die Uni kennenzulernen. Wir verlieren möglicherweise richtig gute Leute, die nicht richtig ausgestattet bei uns aufgetaucht sind, die keine Zeit kriegen, sich erst einmal an der Universität zu akklimatisieren. Früher hat man gesagt, das erste Studienjahr geht hauptsächlich damit drauf, zu lernen mit der Uni umzugehen.

Dazu gehört, dass man lernt von selber aufzustehen und dass man sich daran gewöhnt, sich die Arbeitszeit selber einzuteilen. Durch diese Studieneingangsphase gibt’s gar keine Zeit, sich richtig einzufinden. Dann darf man die Prüfung zweimal machen und es ist möglicherweise der Lebenstraum zerstört, wenn man nicht das Geld hat, ins benachbarte Ausland zu gehen. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 4.1.2012)

STEFAN THOMAS HOPMANN ist Professor am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien.




(Fast-)Hochschulmilliarde da – jetzt kann der Kampf unter den Unis und FH um die Aufteilung losgehen

Töchterle fixiert (Fast-)Hochschulmilliarde

derstandard.at, 21. Dezember 2011 13:19

Wissenschaftsminister: Eckpunkte des Hochschulplans müssen mit SPÖ abgeklärt werden – Töchterle für Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen

Die angekündigte Hochschulmilliarde ist nun fixiert, verkündete Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) bei einer Pressekonferenz – auch wenn es nur eine Fastmilliarde in der Höhe von 990 Millionen Euro ist. Die Verhandlungen mit Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) seien abgeschlossen und Töchterle zeigte sich erfreut, „in Zeiten wie diesen“ zusätzliche Budgetmittel ausverhandelt zu haben. 

n der Hochschulmilliarde sind laut Wissenschaftsminister 750 Millionen Euro „frisches Geld“ enthalten. 240 Millionen waren zwar schon bei der Regierungsklausur 2010 in Loipersdorf fixiert, mussten aber angesichts der angespannten Budgetsituation noch gesichert werden. In der laufenden Leistungsvereinbarungsperiode (2010-2012) bekommen die Unis insgesamt rund 6,5 Milliarden Euro plus diverse Offensivmittel. Dieses Globalbudget wird in der nächsten Periode 2013-2015 um 300 Millionen erhöht. Unis, FHs und anderen Einrichtungen wird ein 450 Millionen schwerer „Hochschulplan-Strukturfonds“ zur Verfügung stehen, die Aufteilung ist noch nicht bekannt. Der Strukturfonds soll mit dem geplanten Konzept für die österreichische Hochschullandschaft eingerichtet werden.

Zentraler Punkt: Studienplatzfinanzierung

Auch die Eckpunkte des Hochschulplan stellte der Wissenschaftsminister vor. Viel Neues steht nicht drinnen, die zentralen Teilprojekte sind  gleichgeblieben: Koordinationsmaßnahmen, Bauleitplan, Forschungsinfrastruktur und Kapazitätsorientierte studierendenbezogene Universitätenfinanzierung. Eine Fülle von Details seien noch nicht mit dem Koalitionspartner abgesprochen, mit der SPÖ fänden aber laufend Gespräche statt, heißt es im Ministerium.

Der Knackpunkt der Verhandlungen wird die Studienplatzfinanzierung bleiben, Töchterle hofft auf eine Einigung Anfang des Jahres. Der Punkt sei schwierig, aber „wichtig und dringend“. Die Universitäten sollen die Möglichkeit haben, die Studierenden auszuwählen – mit Zugangsregelungen. Auch an Studienbeiträgen möchte Töchterle festhalten, das sei sein „nächstes politisches Ziel“.

Töchterle: Voraussetzungen sind Zugangsbeschränkungen

Zufrieden zeigten sich Töchterle, Schmidinger und der Sprecher der Senatsvorsitzenden, Helmut Fuchs, mit dem in den vergangenen Monaten erarbeiteten Hochschulplan. Er enthält die Leitlinien zur Koordinierung der Unis, FH und Privatunis und im Bereich Forschungsinfrastruktur, einen (laut Töchterle bereits fast fertigen) Bauleitplan für die Unis, in dem Prioritäten für Bauprojekte ausverhandelt wurden, sowie eine „kapazitätsorientierte studierendenbezogene Universitätsfinanzierung“, wie die Studienplatzfinanzierung nunmehr auf Wunsch der SPÖ bezeichnet wird.

Dabei werden den Studienplätzen Normkosten zugewiesen, wobei zwischen sieben verschiedenen Fächergruppen unterschieden wird. Ministerium und Unis haben bereits eine Optimalvariante, eine Minimalvariante und eine mit mittleren Werten erarbeitet. Voraussetzung dafür sind allerdings Zugangsregelungen, betonten Töchterle und Schmidinger. „Das hält überhaupt kein System aus“, verwies er auf das derzeitige Ungleichgewicht von Mitteln der Unis und Zahl der Studenten. 

ÖH nicht zufrieden

Gerade hier ist allerdings mit schwierigen Verhandlungen mit SP-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl zu rechnen. Ohne eine Einigung über Zugangsregeln wäre der Hochschulplan zwar nicht Makulatur, aber „extrem geschwächt“, warnte Töchterle. Denn dann müssten die Unis sich wie bisher mit „Hilfskonstruktionen“ wie dem bereits in Massenfächern wie Psychologie angewandten „Notfallparagrafen“ behelfen.

„Wir brauchen entweder viel mehr Geld oder weniger Studierende“, betonte der Minister. Die endgültige Lösung werde „eine Mischvariante“ sein, sich aber an bestehenden Kapazitäten orientieren. Das bedeute aber „keinesfalls, dass es weniger Studierende geben muss, nur eine andere Verteilung“.

Die Österreichische Hochschülerschaft zeigt sich enttäuscht über die Pläne. Zu wenig Konkretes steht in den Eckpunkten des Hochschulplans, sagt Angelika Gruber (VSSTÖ). Das Modell sei nicht ausdifferenziert. „Welche Unis bekommen wie viel Geld?“, will Gruber im Gespräch mit derStandard.at wissen. Die versprochene Hochschulmilliarde diene nur zur Deckung der laufenden Kosten und  zur Beibehaltung des Status Quo. (mte/APA/derStandard.at,21.12.2011)




Töchterle fühlt sich nicht verhöhnt – wir meinen, da steht er aber ziemlich allein da!

derstandard.at   20. Oktober 2011 14:19

Wissenschaftsminister glaubt an Hochschul-Milliarde für 2013 bis 2015

„Es stehen den Universitäten 80 Millionen Euro zur Verfügung – das ist in Schilling eine Milliarde“, sagte Finanzministerin Maria Fekter am Mittwoch im Parlament bei ihrer ersten Budgetrede.

Der Sager löste Irritationen aus: nicht nur, dass die Finanzministerin nach fast zehn Jahren noch in Schilling rechnet, sondern auch die Frage, ob die Finanzministerin die von ihr mit Parteifreund und Wissenschaftsminister Töchterle vereinbarte Uni-Milliarde plötzlich relativiert.

Stimmt nicht, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium: In einem derStandard.at übermittelten Statement steht „Das Budget für 2012 zeigt, dass Bundesministerin Fekter den Themen Wissenschaft und Forschung hohe Priorität einräumt“. 

Hochschulmilliarde ist „anderes Thema“

Auf die Frage, ob durch diese Aussage die Thematik und Geldprobleme der Universitäten nicht ernst genommen werde, lässt der Minister ausrichten, er fühle sich in keinster Weise verhöhnt. Die Finanzministerin haben nur die jährlich zur Verfügung stehenden Offensivmittel in der Höhe von 80 Millionen Euro in die alte Währung umgerechnet. Die Hochschulmilliarde gelte für die Leistungsperiode von 2013 bis 2015 und sei ein „ganz anderes Thema“, erklärt ein Sprecher. Daran sei auch ersichtlich, dass die Finanzministerin die Thematik ernst nehme. Grund zur Sorge, dass Maria Fekter die zugesagte Milliarde mit einer ähnlichen Begründung kürzen könnte, sieht Töchterle keine, da immer betont wurde, „dass in jedem Falle auf Entwicklungen der Konjunktur Rücksicht genommen werde. „Den Verhandlungen über die Hochschulmilliarde blicke ich unverändert aussichtsreich entgegen“, so der Minister. 

In der Zwischenzeit wurde eine Facebook-Gruppe gegründet. „Studiengebühren nur in Schilling„. (mte, derStandard.at, 20.10.2011)




Töchterle: Chancen für Hochschul-Milliarde stehen gut!

derstandard, 11. September 2011 13:22

Hochschul-Milliarde laut Töchterle fast fix

Wissenschaftsminister will SPÖ überzeugen: Universitäten sollen Studiengebühr autonom einheben und einsetzen

Wien – Österreichs Universitäten sollen für die Jahre 2013 bis 2015 eine Hochschul-Milliarde bekommen. Die Chancen hierfür schätzt Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle nach Gesprächen mit Finanzministerin Maria Fekter (beide ÖVP) als sehr gut ein.

Die Finanzministerin müsse derzeit zwar einen „strengen Konsolidierungskurs“ fahren, auch hänge es von der künftigen Konjunkturentwicklung ab, aber: „Es wird die Hochschul-Milliarde aller Voraussicht nach geben“, sagte Töchterle. Mit dem Geld sollen die Universitäten ebenso wie die Fachhochschulen bedacht werden. Zufrieden müsste man sein, selbst wenn in den Verhandlungen nicht die ganze Milliarde erreicht wird. „Wenn es ein bisschen weniger wird, müssen alle hoch zufrieden sein, weil das ist unglaublich bemerkenswert in Zeiten der Budgetkonsolidierung“, meinte der Wissenschaftsminister.

In der ORF-„Pressestunde“ am Sonntag stellte Töchterle außerdem seine Vorstellungen für Studiengebühren vor. Diese sollten nicht vom Staat, sondern von den Universitäten selbst eingehoben werden. Autonom sollten diese die Höhe – wobei die Obergrenze bei 500 Euro pro Semester liegen soll – und die Verwendung bestimmen können. Ob die Gebühr dann 100, 500 oder gar null Euro beträgt, bestimmen die Institutionen selbst. Studienbeihilfebezieher wären ausgenommen. Der Minister kann sich auch vorstellen, dass zehn Prozent der Beiträge in einem Sozialfonds landen, mit dem sozial Bedürftige unterstützt werden sollen.

Teurere Plätze für Ausländer

Eine Ausnahme kann sich Töchterle bei der Obergrenze der Studiengebühr vorstellen: Für Studierende aus Ländern außerhalb der EU sollen begehrte Plätze etwa in einem Musikstudium teurer werden, denn es sei nicht einzusehen, dass der österreichische Steuerzahler für jene aufkommt. Die Unis könnten die Beiträge auch „stunden“ etwa für die Zeit nach dem Studienabschluss. Es soll sich dabei aber um keinen Kredit mit Zinsen handeln. Für unterschiedliche Studienfächer könnte auch eine unterschiedlich hohe Gebühr eingehoben werden. Mit seinen Vorschlägen hofft der Minister jedenfalls, die SPÖ ins Boot holen zu können.

Töchterle ist auch ein Befürworter von Zugangsbeschränkungen, hier agiere Österreich aber „weltfremd“, denn Hochschulen hätten schließlich Kapazitätsgrenzen. Kein Verständnis hat er jedoch für eine Studieneingangsphase, die zum „Rausprüfen“ verwendet wird: „Das ist Betrug an jungen Menschen, das will ich nicht.“ Die SPÖ beharrt aber auf den freien Hochschulzugang, sagte SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl am Sonntag in einer ersten Reaktion.

Selbstkritik bei Uni-Voranmeldung

Änderungen soll es bei der zuletzt heftig kritisierten elektronischen Voranmeldung für ein Studium geben, schließlich sei das Ziel – bessere Planbarkeit – verfehlt worden. „In der Form ist es Geschichte“, sagte Töchterle. In einem Gespräch am 11. Oktober mit der Universitätskonferenz (uniko) und der Hochschülerschaft (ÖH) soll die Neugestaltung der Voranmeldung diskutiert werden, kündigte der Minister an.

Die ÖH und die Oppositionsparteien FPÖ, Grüne und BZÖ erkennen in Töchterles Ansagen nur „hohle Phrasen“ statt konkreter Zusagen. Die Industriellenvereinigung und die Wirtschaftskammer begrüßen seine Ankündigungen hingegen und wollen ihn bei der besseren Steuerung des Studenten-Zustroms und der Einführung von dynamischen Studiengebühren unterstützen. (APA)




Mentoringplattform für Arbeiterkinder an der Uni

Auf Unis stehen Arbeiterkinder alleine da

derstandard: Interview | Katrin Burgstaller, 29. August 2011 10:52

Die Mentoringplattform Arbeiterkind.de wird in Österreich aktiv – Gründerin Urbatsch über Hindernisse, Hürden und Herausforderungen von Arbeiterkindern an den Unis

An Österreichischen Unis sind sie Mangelware: Die Arbeiterkinder. Die Wahrscheinlichkeit ein Studium an einer Uni aufzunehmen ist für Maturanten aus der bildungsnahen „Schicht“ dreimal höher als für jene aus der bildungsfernen „Schicht“. Katja Urbatsch, Doktorandin und selbst ein Arbeiterkind, ist 2008 in Deutschland angetreten um Nicht-Akademikerkinder zu einem Studium zu motivieren. Nun wird sie auch in Österreich aktiv.

derStandard.at: Sie bringen das Mentoringprogramm von Arbeiterkind.de nun auch nach Österreich. Was werden Sie anbieten?

Urbatsch: Wir haben bereits erste Informationsveranstaltungen an österreichischen Schulen durchgeführt. Wir ermutigen Nicht-Akademikerkinder zum Studium und informieren sie über Studien- und Finanzierungsmöglichkeiten. In Wien gibt es außerdem einen Stammtisch. Man kann die Gruppe aber auch per Email kontaktieren und sich beraten lassen.

derStandard.at: Bieten die Mentoren auch während des Studiums Unterstützung?

Urbatsch: Ja, wir möchten einerseits Schüler zum Studium motivieren und bieten dann während des Studiums Unterstützung an. Die Unterstützung reicht vom Einstieg bis zum Abschluss.

derStandard.at: In welchen Angelegenheiten wird Ihre Unterstützung gebraucht?

Urbatsch: Viele haben Probleme mit ihrer Familie. Weil sie nicht vermitteln können, was sie im Studium eigentlich machen. Viele wollen sich einfach über ihre Situation austauschen. Aber wir helfen auch in konkreten Fällen. Zum Beispiel wenn es darum geht, ein Referat zu halten oder wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen. Viele brauchen auch Beratung was Finanzierungsfragen betrifft.

derStandard.at: Die Chance, dass man in Österreich ein Studium aufnimmt ist dreimal so hoch, wenn man aus einer Akademikerfamilie kommt statt aus einer Arbeiterfamilie. Müsste in der Schule nicht schon darauf hingearbeitet werden, dass mehr Arbeiterkinder an die Unis kommen?

Urbatsch: Die Lehrer laden uns in die Schulen ein und sind sehr begeistert von unserem Engagement. Aber sie selbst können nicht alles leisten. Lehrer haben einen großen Anspruch zu erfüllen, sie müssen für die optimale Bildung sorgen und sollen auch noch Studienberatung leisten und motivieren. Ich denke, es ist Unterstützung von außen notwendig. Aber das Österreichische Wissenschaftsministerium und die Hochschülerschaft betreiben große Anstrengungen in dieser Sache.

derStandard.at: Tatsächlich verzeichnen wir in den letzten zehn Jahren einen Rückgang von Studierenden aus der sogenannten „niedrigen Schicht“ an unseren Unis. Wie erklären Sie das?

Urbatsch: Vor drei Jahren, als wir mit Arbeiterkind.de begonnen haben, gab es noch nicht so große Anstrengungen, mehr Arbeiterkinder auf die Unis zu bekommen. Das hat sich erst in den letzten Jahren so entwickelt. Es wird seine Zeit dauern, bis sich das auch in der Statistik niederschlägt. In den 70er-Jahren gab es eine große Initiative mit dem Bundesausbildungsförderungsgesetz. Damals dachte man, nun gibt es für alle die gleichen Chancen zu studieren. Man hat das Problem über die Jahre hinweg dann aus den Augen verloren.

derStandard.at: In Österreich wurde ein neuer Hochschulplan vorgestellt. Es gibt die Empfehlung 500 Euro pro Semester an Studiengebühren einzuheben. Schrecken Studiengebühren Arbeiterkinder ab?

Urbatsch: Die Finanzierung ist generell ein großes Problem für Nicht-Akademikerkinder. Die Studiengebühren sind ein weiteres finanzielles Problem, aber das ist nicht die einzige Hürde. Oft scheitert es schon daran, die eigenen Lebenshaltungskosten zu finanzieren.

derStandard.at: Neben den Finanzen leiden Arbeiterkinder auch oft an mangelndem Selbstvertrauen. Sehen Sie das auch so?

Urbatsch: Ja, da weiß ich aus eigener Erfahrung. Die Universität ist ein andere Welt. Es wird eine andere Sprache gesprochen und es herrschen andere Spielregeln. Ich habe mich am Anfang sehr verloren gefühlt. Ich habe versucht zu verstehen, was ich tun muss, damit ich in diesem System erfolgreich sein kann.

derStandard.at: Was sind die Spielregeln um in diesem System erfolgreich zu sein?

Urbatsch: Es geht etwa um die Frage, wie halte ich ein Referat das gut bewertet wird. Wie muss ich mich ausdrücken oder wie mache ich eine Hausarbeit.

derStandard.at: Oft treten Akademikerkinder besser auf und nehmen sich auch in den Lehrveranstaltungen mehr Raum, sind aktiver bei Diskussionen. Wie kann man Arbeiterkindern dieses Selbstbewusstsein geben?

Urbatsch: Das ist ein langer Prozess. Aber was hilft, ist das Bewusstsein zu schaffen, dass es nicht an ihnen persönlich liegt, sondern dass Akademikerkinder von zu Hause eben ein besseres Rüstzeug für die Uni mitgebekommen. Dass sie eben nicht große Diskussionen am Mittags- oder Abendtisch geführt werden. Es geht darum sich gegenseitig zu helfen und sich dieses Rüstzeug zu erarbeiten.

derStandard.at: Sie haben gesagt, Arbeiterkinder fühlen sich von ihren Familien oft unverstanden. Oder die Familien haben die Angst, dass sich ihre Kinder entfremden, weil sie einen anderen Bildungsweg einschlagen. Kommt das oft vor?

Urbatsch: Das ist ein weit verbreitetes Problem. Man verlässt das Haus und geht in eine andere Welt. Zu Hause versucht man zu vermitteln, was man an der Hochschule eigentlich macht. Das ist sehr schwer, weil es jenseits der Erfahrungen liegt, die die eigenen Eltern gemacht haben. Da kann es schon zu großen Schweigen kommen, weil man das Gefühl hat, man findet keine Gesprächsthemen mehr. Oft haben Eltern Angst, dass die Kindern das abqualifizieren was die Eltern erreicht haben. Oder dass die Kinder gar nicht mehr nach Hause kommen.

derStandard.at: Wie sind Sie mit der Situation umgegangen?

Urbatsch: Ich habe versucht, meine Eltern ein Stück weit mitzunehmen. Ich habe sie an die Hochschule und in die Mensa eingeladen. Für meine Eltern war das ein riesen Erlebnis. Ich habe versucht in der gewohnten Sprache zu erklären, was ich da mache. Manchmal muss man aber auch akzeptieren, dass die Eltern diese Sache nicht verstehen und sein Ding trotzdem weiter machen.

derStandard.at: Aber viele sind auch stolz auf ihre Kinder.

Urbatsch: Ja, vor allem dann, wenn sie das Studium abgeschlossen haben und einen Job gefunden haben. Zuvor sind die Eltern oft besorgt, ob sie die Kinder finanziell unterstützen können, ob sie das Studium schaffen können und später auch Arbeit finden.

derStandard.at: Die Statistiken zeigen, dass die Abbruchquoten von Arbeiterkindern höher sind. Woran liegt das?

Urbatsch: Da liegt daran, dass sie von zu Hause nicht so eine große Unterstützung haben und sich Arbeiterkinder erst einmal Kompetenzen erarbeiten müssen, die andere schon von ihrem Elternhaus mitbringen. Wenn man einmal eine negative Erfahrung macht, zum Beispiel man fällt durch eine Prüfung oder hat finanzielle Probleme, stellt man schneller das Studium in Frage. Man denkt sich, man hätte doch eine Lehre machen sollen. Bei Akademikerkindern heißt es, ach ja, dann machst du die Prüfung halt noch einmal. Aber diese Selbstverständlichkeit ist bei dieser Klientel oft nicht verhanden. Sie steht unter einem großen Erfolgsdruck und wenn einmal etwas nicht klappt, löst das eine Krise aus. Freunde von mir haben die Abschlussarbeiten noch gemeinsam mit ihren Eltern geschrieben. Aber Arbeiterkinder stehen alleine da.

derStandard.at: Arbeiterkinder entscheiden sich nur halb Mal so oft für ein Doktoratsstudium wie Akademikerkinder. Unter anderem soll das auch daran liegen, weil Professoren eher Akademikerkinder diesbezüglich motivieren. Deckt sich dieses Studienergebnis mit ihren Erfahrungen?

Urbatsch: Ich bin selbst Promovendin. Es kommt ein großer Druck aus seiner eigenen Herkunft heraus, dass man endlich Geld verdienen soll. Eine Doktorarbeit würde das weiter verzögert und sie muss finanziert werden. Drittens hängt es auch mit der Unterstützung der Professoren zusammen. Wenn man als Akademikerkind selbstbewusster auftritt und sich in Seminaren zu Wort meldet, bekommt man eher ein Angebot.

derStandard.at: Bemerken Sie einen Unterschied bei der Studienwahl?

Urbatsch: Arbeiterkinder hinterfragen stärker, ob man mit dem Studium eine Perspektive Geld hat, zu verdienen. Unter Studiengängen wie BWL, Medizin oder Jura können sich auch Nicht-AkademikerInnen etwas vorstellen.

derStandard.at: Werden Sie von einer österreichischen Einrichtung finanziert?

Urbatsch: Wir werden vor Ashoka Österreich ideell unterstützt. Aber wir sind noch auf der Suche nach finanzieller Förderung. (derStandard.at, 29. August 2011)

KATJA URBATSCH, geboren 1979 in Erwütte/Nordrein-Westfalen, promoviert derzeit im Fach Nordamerikastudien und hat 2008 das Mentoringsprogramm Arbeiterkind.de gegründet.

Link Arbeiter-Kind.at




Uni ohne Studierende gibt es nicht

aus derstandard at 28. August 2011 18:22

Töchterles Weise haben die Rechnung ohne ÖH gemacht – Von Sara Scheiflinger

Der Weisenbericht von Minister Töchterle vergisst vor lauter wirtschaftlicher Verwertbarkeit von Hochschulen auf die größte Gruppe der Hochschulangehörigen, nämlich die Studierenden.

Zahlreiche Studien zeigen, welche Auswirkungen die im Bericht geforderten Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren haben: Studierende brechen ihr Studium am häufigsten aus finanziellen Gründen ab, Kinder aus einkommensschwächeren Familien trauen sich nicht mehr zu, überhaupt ein Studium zu beginnen, weil das finanzielle Risiko bei einem Scheitern zu groß wäre.

Im Expertenbericht kommt diese Realität nicht vor. Studierende sollen zahlen. Studiengebühren werden gefordert, Beihilfen werden zurückverlangt. Dass das für viele, auch nach einem Abschluss, nicht möglich ist, wird ignoriert. Damit disqualifiziert sich der Bericht selbst als ÖVP-Auftragswerk. Anstatt sich ernsthaft mit der Thematik der Hochschulen auseinanderzusetzen, kommt der Bericht über das Zitieren von Studien des Wissenschaftsministeriums nicht hinaus. Die Studierendensozialerhebung wird nur an passender Stelle in den Bericht einbezogen, aber deren Ergebnisse werden ignoriert.

Somit scheint klar: Die ÖVP will Studierende von den Hochschulen drängen, ungeachtet der ohnehin viel zu niedrigen AkademikerInnenquote in Österreich. Dieses Vorgehen ist unverantwortlich der Zukunft von jungen Menschen und der zukünftigen Gesellschaft gegenüber.

Die „Weisen“ haben die Rechnung ohne uns gemacht – denn ohne Studierende gibt es keine Hochschullandschaft und ohne diese keine Wissensgesellschaft, von der die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft so stark abhängt. Es wurde einfach auf eine der wichtigsten Expertisen – die der Studierenden – und somit auf deren Erfahrungen und Ideen verzichtet.

An einer Ausfinanzierung der Hochschulen und an sozialer Absicherung der Studierenden führt kein Weg vorbei, ebenso wenig wie am Einbezug der Studierenden in die Diskussion. Dies sollte Minister Töchterle mittlerweile klar sein. ( Sara Scheiflinger, DER STANDARD, Printausgabe, 29.8.2011)

Autorin
Sara Scheiflinger ist Pressesprecherin der ÖH-Bundesvertretung.




Hochschulplan vorgestellt

Über fünf Monate haben drei internationale ExpertInnen im Auftrag des Wissenschaftsministeriums Empfehlungen für den österreichischen Hochschulsektor erarbeitet. Dieser Bericht soll mit die Grundlage für den österreichischen Hochschulplan sein, dessen Eckpunkte bis Jahresende stehen sollen. Die Zeit drängt, meinen die drei ExpertInnen. So befinde sich der Sektor in Österreich zwar noch auf einem hohen Niveau. „Weiteres Abwarten und ein Versuch, die Probleme auszusitzen“, würden aber zu einem „Abrutschen in die Mittelmäßigkeit“ führen.

Der Bericht empfielt untern anderem Maßnahmen wie stärkere Steuerung, Aufgabenteilung, Ausbau der Fachhochschulen, neue Finanzierungskonzepte (die ExpterInnen orten ein Finanzierungspotential von rund 790 Millionen Euro), Studienplatzfinanzierunf oder Zugangsbeschränkungen.

Die Uni-RektorInnen sehen das Papier als „gute Grundlage für die weitere Entwicklung der Hochschullandschaft“. Vorschläge wie etwa die Einführung von Studiengebühren als zusätzliche Einnahmequelle änderten nichts an der „Finanzierungsverantwortung des Bundes für die öffentlichen Universitäten“. Die HochschülerInnenschaft lehnt die Empfehlungen als „Auftragswerk der ÖVP“ ab.

Den gesamtem Presse-Artikel finden Sie hier




Med-Uni Wien warnt vor Ärzte-Einsparungen im AKH

derstandard.at   16.8.2011

150 bis 180 Posten müssten gekürzt werden, sollte das Uni-Budget eingefroren werden

Wien – Mit weniger Ärzten und Journaldiensten muss das AKH Wien künftig auskommen, sollte sich die aktuelle Budgetsituation an den Universitäten nicht verbessern. Davor warnte die Medizinische Universität Wien, die das ärztliche Personal in Europas größtem Krankenhaus stellt, am Dienstag in einer Aussendung. Rektor Wolfgang Schütz kündigt an, von den derzeit 3.000 Posten 150 bis 180 kürzen zu müssen, sollte es zu einem auch nur eingefrorenen Budget für die Unis kommen.

Valorisierungen und Biennalsprünge führen laut Schütz zu ansteigenden Gehältern ab Jänner 2013, daher müsse beim Personal gespart werden. „Damit Kündigungen vermieden werden“, so Schütz, „erfolgt schon seit Beginn dieses Jahres die Nachbesetzung eines freiwerdenden Dienstpostens nur mehr in besonders berücksichtigungswürdigen Fällen“. Besonders betroffen sind dabei Ärzte, da der Personalwechsel im klinischen Bereich wesentlich höher sei als im nicht-klinischen. Zudem sollen ab Jänner 2012 Journaldienste reduziert werden, „um den Abgang an ärztlichem Personal in Grenzen zu halten“, heißt es in der Aussendung.

Ärztliche Versorgung im Raum Wien gefährdet

Die Stadt Wien, die in erster Linie das Pflegepersonal im AKH stellt, könne hier nicht helfend einspringen, habe sie doch „mit ähnlichen Budgetproblemen zu kämpfen“ und bereits vor zwei Wochen einen sofort wirksamen Aufnahmestopp verfügt. Die MedUni Wien fordert daher von Bund und Stadt Wien eine klare Budgetperspektive, um die Personaleinsparungen noch zu verhindern. Anderenfalls habe das „mittelfristig negative Auswirkungen auf die ärztliche Versorgung im Raum Wien zur Folge“. (APA)




Ansturm auf Uni Wien: es droht das „Chaos“

(aus der „Presse“, Print-Ausgabe, 06.08.2011)

Nach den Unis Salzburg und Innsbruck präsentierte nun auch die Uni Wien erste Anmeldezahlen für das kommende Wintersemester. Und diese lassen „keine gute Perspektive“ erahnen, so Heinz Engel, ab Oktober neuer Rektor der Uni Wien, im Gespräch mit der „Presse“. Knapp einen Monat vor Auslaufen der Anmeldefrist steht fest: Die Uni Wien steht vor einem neuen Studierendenrekord, den sie organisatorisch kaum noch bewältigen kann.

Schon jetzt haben sich mehr als 20.000 potentielle Erstsemestrige „vorangemeldet“, in den kommenden Wochen wird die Zahl weiter steigen. Im Wintersemester 2010/2011 begannen insgesamt „nur“ 13.000 Studierende ihre Ausbildung an der Uni Wien. Momentan studieren rund 87.000 Menschen an der größten Hochschule des Landes, „im Oktober werden wir die 90.000er-Grenze locker überspringen“, sagt Engl. Das Problem: aus finanzieller Sicht habe die Universität nur Kapazitäten für 60.000 Studierende, sagt Engl.

Besonders hohe StudentInnenzuwächse erwartet er in den Wirtschaftswissenschaften, in der Dolmetschausbildung und in den Sozialwissenschaften. Freie Kapazitäten gib es noch in den mathematisch-technischen Fächern. Bisher vergleichsweise niedrig ist die Zahl deutscher BewerberInnen. An der Uni Wien liegt der Anteil der Deutschen bei 20%; im Vorjahr waren es 14%.

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Deutlich mehr deutsche StudentInnen an Österreichs Unis vorangemeldet

Noch bis 31. August läuft die erstmals erforderliche Voranmeldung für den Studienstart im Herbst 2011. Einzelne Universitäten verzeichnen bereits eine stark gestiegene Nachfrage aus Deutschland, wie „Die Presse“ berichtet. Das geht konform mit der Prognose des deutschen Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), wonach für Herbst 10.000 deutsche StudentInnen in Österreich zu erwarten sind.

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